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Norbert Kytka
KontaktDie RAPUNZEL NATURKOST GmbH hat ihr Rohwarenlager erweitert, die SAP-basierten Lagerprozesse neu strukturiert und durch eine mobile Datenerfassung per iPad mit einem SAP-basierten Add-On von T.CON vereinfacht sowie effizienter gemacht. Der Hersteller biologischer Lebensmittel beschleunigt dadurch die Abläufe im Lager und versorgt die Produktion schnell und zuverlässig mit Rohstoffen.
Bio boomt. Immer mehr Verbraucher kaufen Bioprodukte. Davon profitiert die RAPUNZEL NATURKOST GmbH aus Legau im Allgäu. Das 1974 gegründete Unternehmen ist auf die Erzeugung, Herstellung und den Vertrieb vegetarisch-biologischer Lebensmittel aus kontrolliert biologischem Anbau spezialisiert und zählt hier zu den Marktführern. Ob Antipasti, Brotaufstrich, Nussmus, Pasta, Speiseöle, Suppen oder Würzmittel: Bioprodukte von RAPUNZEL gibt es deutschlandweit in rund 6.000 Naturkost-Fachgeschäften und Reformhäusern sowie in 30 Ländern weltweit.
Das Unternehmen wächst dynamisch und baut sein Produktsortiment kontinuierlich aus. Es umfasst aktuell 550 Erzeugnisse. Einen wichtigen Baustein für den Markterfolg bilden für RAPUNZEL neben qualitativ hochwertigen Biolebensmitteln auch effektive Betriebsabläufe vom Auftragseingang über die Lagerwirtschaft und Produktion bis hinein in die Finanzbuchhaltung. Das Unternehmen bildet diese und weitere Prozesse mit der integrierten Geschäftssoftware SAP ERP ab.
Insbesondere reibungslose Prozesse im Rohwarenlager bilden ein operatives Rückgrat, um die Fertigung sicher und bedarfsgerecht mit Rohstoffen zu versorgen. Den Lagerbestand und die Lagerplätze im Rohwarenlager verwaltet RAPUNZEL mit dem SAP Warehouse Management (SAP WM), einer Komponente der Anwendung SAP Logistics Execution System (SAP LES).
Doch hier gab es Nachholbedarf. „Da wir laufend neue Bioprodukte einführen, muss die Fertigungsleistung ständig erhöht werden", erklärt Stefan Schmaus, Leiter Logistik bei der RAPUNZEL NATURKOST GmbH. „Dadurch steigen im Rohwarenlager die Anforderungen an die Kapazitäten und die Prozesse." Um diesen gerecht zu werden, beschlossen die Verantwortlichen, das Lager zu erweitern und die Lagerlogistik zu optimieren. Dabei waren auch Prozesse neu zu strukturieren.
Viele Arbeitsabläufe, wie Fahraufträge, Entnahmen, Ein- und Auslagerungen oder die Kommissionierung, erledigten die 18 Mitarbeiter im Lager noch zeitaufwendig manuell. Diese papiergebundenen Prozesse sollten durch eine dialoggestützte Lagerlogistik mit mobiler Datenerfassung gestrafft und transparenter gemacht werden. Das passende IT-Werkzeug dafür fanden die Verantwortlichen in dem SAP-basierten Add-On Mobile Warehouse Management (MWM) des SAP-Systemhauses T.CON aus Plattling, das sich nahtlos mit SAP WM verknüpfen lässt.
Gesagt getan: Der Biokosthersteller bezog 2012 das neue, 8.000 Quadratmeter große Rohwarenlager am Wochenende vor Weihnachten. Es bietet Platz für rund 9.000 Europaletten und ist mit einem hochmodernen Verschieberegalsystem von etwa 50 Meter Länge ausgestattet. „Im Vergleich zu einer stationären Anlage verdoppeln wir so die Kapazität und steigern den Nutzungsgrad um das Vierfache", verdeutlicht Stefan Schmaus.
Mit Unterstützung der Logistik-Experten von T.CON hat das interne Projektteam im laufenden Betrieb die mobile Applikation implementiert, die bislang platzbezogene Bestandsführung auf Handling Units umgestellt und im Wareneingang die sequentiellen Abläufe parallelisiert. Die MWM-Lösung ist dabei auf iPads von Apple installiert, die wiederum auf den Gabelstaplern montiert wurden.
„Die T.CON-Berater waren von dieser Idee sofort begeistert und haben das Add-On technisch eigens für den Betrieb auf dem Tablet PC angepasst. Das hat uns beeindruckt", lobt Stefan Schmaus. RAPUNZEL hatte sich für das iPad entschieden, weil es stabil läuft, aber deutlich preiswerter als ein PDA ist. Das Touch-Display ist einfach zu bedienen; alle relevanten Informationen werden auf einen Blick angezeigt.
Trotz enger Zeitvorgaben ging die neu strukturierte und dialoggestützte Lagerlogistik mit mobiler Datenerfassung wie geplant zum Jahresbeginn 2013 in Betrieb. „Wir haben die Zettelwirtschaft durch mobile IT-Prozesse ersetzt. Seitdem läuft alles effizienter, schneller, transparenter und auch einfacher", hebt Stefan Schmaus hervor. Auf diese Weise konnte der Lagerdurchsatz bei annähernd gleicher Mitarbeiterzahl deutlich gesteigert werden. Auch die Stapler werden effektiver eingesetzt. Die Fahraufträge werden gezielt verteilt, unnötige Wege fallen weg.
Die Staplerfahrer erfassen pro Tag etwa 600 Materialbewegungen, die bei der Ein-, Um- und Auslagerung oder Produktionsversorgung anfallen, nun online mit einem Bluetooth-Scanner in der MWM-Applikation, die auf dem iPad läuft. Die Daten werden per WLAN automatisch in das SAP WM übertragen und dort sofort – und somit parallel zum Materialfluss – als Bestand oder Entnahme verbucht. „Was im Lager ist, ist jetzt auch in der SAP-Lagerverwaltung und umgekehrt", fasst Stefan Schmaus zusammen. Es genügt ein Blick in das System, und die Mitarbeiter im Lager sind sofort über alle Warenbewegungen informiert.
Für mehr Flexibilität, Effektivität und Tempo sorgen im Rohwarenlager auch die Bestandsführung nach Lagereinheiten und die parallelen Prozesse im Wareneingang. Durch die Lagereinheitenverwaltung lässt sich exakt feststellen, wie viele Paletten auf einem Lagerplatz stehen und welche Rohstoffe in welcher Menge auf jeder Palette sind. Ebenso können auf einem Lagerplatz nun mehrere Entnahmen gleichzeitig durchgeführt werden. „Solange auf einer Palette Rohstoffbestände vorhanden sind, können wir darauf zugreifen, da jede Entnahme in Echtzeit in SAP WM verbucht wird", berichtet Stefan Schmaus. Das war vorher nicht möglich. Nach der Entnahme von Rohware blieb eine Palette gesperrt, bis diese per Papierbeleg bestätigt war.
Die unterschiedlichen Prozesse beim Wareneingang hat RAPUNZEL nun übersichtlich in einem speziellen Monitor gebündelt. Sie können dadurch zeitgleich und sehr zügig erledigt werden. Will zum Beispiel ein LKW an der Rampe die gelieferten Rohstoffe entladen, wird die Qualitätssicherung per Workflow umgehend informiert. So kann sie notwendige Warenproben schon beim Abladen nehmen und die Messdaten im ERP-System erfassen, bevor die Rohstoffe im Lager gebucht sind. Auch weitere Daten, wie etwa Chargennummern, werden auf diese Weise erfasst.
„Durch die mobile Lagerverwaltung im Rohwarenlager haben wir nicht zuletzt die Prozesse mit denen im Distributionslager in Bad Grönenbach glattgezogen", sagt Stefan Schmaus. Dadurch verfügen beide Lager über gleiche oder ähnliche Prozessketten, sodass Mitarbeiter, die von einem Lager in das andere wechseln, schneller eingearbeitet sind. In Teilbereichen des Distributionslagers, in dem die Software eines Drittanbieters eingesetzt wird, hatte RAPUNZEL bereits mobile Prozesse auf dem iPad umgesetzt und damit sehr positive Erfahrungen gemacht.
Stefan Schmaus zieht ein positives Fazit: „Durch die optimierte Lagerlogistik haben wir die Prozesse im Rohwarenlager effektiver gemacht und versorgen die Produktion schnell, sicher und bedarfsgerecht." Mit dem Erreichten gibt man sich bei RAPUNZEL nicht zufrieden. Die Verantwortlichen wollen das Lager und die Fertigung über das komplett in SAP ERP integrierte Manufacturing Execution System MES CAT Suite von T.CON direkt miteinander verbinden.
Dadurch sollen künftig bei der physischen Übergabe der Rohstoffe an die Fertigung automatisch und zeitgleich die dazugehörigen Informationen elektronisch übermittelt werden. Diese Daten müssen Maschinenführer heute manuell anfordern und mit der bereitgestellten Ware vergleichen. Im Gegenzug sollen von der Fertigung Informationen direkt in die Lagerverwaltung fließen, etwa wenn der Inhalt einer Palette verbraucht ist und diese zur Abholung bereit steht.
Quelle Fotos: Rapunzel