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Von SAP BW zu BW/4HANA - Die Zukunft von Data Warehousing

Der digitale Wandel verändert auch die Rolle des Business Warehouse (BW) im Unternehmen. Das BW der Zukunft zeichnet sich aus durch eine hohe Agilität, ein effizientes Datenmanagement auf der Basis optimierter Datenstrukturen und schlanker Datenflüsse, hohe Integrationsfähigkeit, moderne Oberflächen und ein flexibles Betriebsmodell (on Premise bzw. Cloud) aus. Wie das konkret aussehen könnte, zeigt die neue Anwendung SAP BW/4HANA. Doch es bleiben auch Fragen offen.

Plattling, den 23. Januar 2017

Mit SAP BW/4HANA modernisiert SAP – analog zur Applikationssuite SAP S/4HANA – nun auch das Data Warehousing. Die neue BW-Anwendung läuft ausschließlich auf SAP HANA und bietet zahlreiche Neuerungen wie den Betrieb on-Premise oder in der Cloud, ein Multi-Temperature-Storage-Konzept und modernste Bedienoberflächen (SAP Fiori).

Von Stefan Schwenzl, Teamleiter Business Intelligence, T.CON GmbH & Co. KG,
veröffentlicht im E-3 Magazin Dezember 2016/Januar 2017

Im Zuge der digitalen Transformation – Stichwort Big Data, Industrie 4.0 oder Internet of Things (IoT) – steigen die Anforderungen an das Enterprise Data Warehousing (EDW), gerade was die Schnelligkeit des Datenzugriffs und der Analysen betrifft, die Modellierung oder die Integration von Daten aus unterschiedlichen Quellen. SAP Business Warehouse (SAP BW) on AnyDB, das nach den Prinzipien einer Layered Scalable Architecture (LSA) implementiert ist, kann diese nicht zufriedenstellend bewältigen. Daher wurde SAP BW in den letzten Jahren ständig weiterentwickelt (SAP BW powered by SAP HANA, Versionen 7.3–7.5 inklusive SAP BW 7.5, Edition für SAP HANA) und parallel dazu auch die Schichtenarchitektur von einer LSA zu einer LSA++ gewandelt.

Simplere Data-Warehouse-Struktur und Modellierung

Mit SAP BW/4HANA hat SAP nun eine Anwendung auf den Markt gebracht, die ausschließlich auf der SAP-HANA-Datenbank läuft. Getreu dem Motto „Run Simple“ und analog zur Applikationssuite SAP S/4HANA wurde auch hier der Programmcode „entschlackt“, die Architektur verschlankt und das Datenmanagement durch einfachere Strukturen sowie schnellere Datenflüsse effizienter gemacht.

Das bedeutet kürzere Ladestrecken und Ladezeiten, eine verringerte Latenzzeit bei der Datenübertragung und ein deutlich höheres Tempo beim Zugriff auf BW-Daten. Für eine noch bessere Performance sorgt ein Algorithmen-Pushdown von komplexen Query-Kalkulationen, bis dato in der Applikationsschicht ausgeführter Transformationslogik sowie von Rechenoperationen im Batch-Verfahren in die SAP-HANA-Datenbank.

Dank dieser Vereinfachungen kann die Modellierung des BW-Datenflusses nun wahlweise modell- oder applikationsgetrieben, also „top-down“ oder „bottom-up“, durchgeführt werden. Eine Neumodellierung des Datenflusses, aber auch die Anpassung eines bestehenden Datenflussmodells lässt sich mit dem neuen Data-Flow-Modeler-Tool von SAP BW/4HANA komfortabel und zügig erledigen. Die Anforderungen aus dem Business, etwa in Bezug auf Abfragen und das Reporting, lassen sich dadurch zeitnah umsetzen, und man kann agil auf Veränderungen im Markt reagieren – ein nicht zu unterschätzender Wettbewerbsfaktor.

Bestehendes und Neues kombinieren

Eine solch „simplere“ BW-Struktur entsteht unter anderem durch die Reduzierung der Modellierungsobjekte von zehn auf vier, nämlich: Advanced DataStore Object (ADSO), (Enhanced) Composite Provider, InfoObjekt und Open ODS View. Sie sind für den Betrieb auf SAP HANA optimiert, für jedes Einzelne kann ein SAP HANA View generiert und in die Applikationssuite SAP S/4HANA importiert werden. Im Gegenzug lassen sich SAP-HANA-Objekte oder -Tabellen via Open ODS Views auch in SAP BW/4HANA eingliedern und dort nutzen.

Einen wichtigen Beitrag zur Vereinfachung leistet im Vergleich zu SAP BW on Any DB auch die Reduzierung der obligatorischen logischen Schichten (Layer) im neuen BW. Das wirkt sich positiv auf die Datenkonsistenz aus und sorgt zugleich dafür, dass sich der Data Footprint reduziert. Im Idealfall werden maximal zwei Layer benötigt: virtuelle Data Marts und die Data-Acquisition-Schicht. In SAP BW/4HANA lässt sich daher auch ein Data Warehouse nach dem Layer-Prinzip einer LSA++ aufbauen. Optional ist dagegen die Nutzung der Rohdaten- und der Integrationsschicht sowie von Data Marts. Welche Layer tatsächlich gebraucht werden, hängt ab vom jeweiligen Business- bzw. Service-Level.

Vereinfachte Datenintegration

Die Datenextraktion aus einem SAP- oder Non-SAP-System oder aus anderen Datenquellen gestaltet sich nun ebenfalls viel einfacher, da es nur noch drei Typen von Quellsystemen gibt. Die Extraktion von Daten aus einem SAP-Back-End und ihr „Echtzeittransfer“ in das BW erfolgen über das Operational Data Provisioning Framework (ODP); dabei kann als Replikationswerkzeug der SAP Landscape Transformation Replication Server (SLT) genutzt werden.

Zur Anbindung einer SAP-HANA-Datenbank, Datenbanken von Drittanbietern, Data Lakes, sozialen Plattformen (Facebook, Twitter etc.) oder von Microsoft Excel oder Outlook an SAP BW/4HANA sowie zur Datenreplikation wird SAP HANA Smart Data Integration (SDI) für den Quellsystemtyp „HANA Source System“ eingesetzt. Als dritter Typ steht darüber hinaus noch die Flatfile-Schnittstelle für CSV oder ASCI-Dateien zur Verfügung, sofern sie nicht alternativ über SDI integriert ist.

Effizientes Multi Temperature Storage

Ganz neu ist das Konzept des Multi-Temperature Storage in SAP BW/4HANA. Es garantiert die Speicherung, Verwaltung und Komprimierung von Daten aller Art und beliebiger Menge und ein optimales Management der Ressourcen des SAP-HANA-Arbeitsspeichers (RAM), schont wertvollen In-Memory-RAM und senkt die IT-Betriebskosten (Total Cost of Ownership, TCO).

Daten der Kategorie „Hot“, die sehr häufig für Analysen, das Reporting und andere Data-Warehouse-Prozesse benötigt werden, verbleiben dabei im Arbeitsspeicher. Weniger oft genutzte, als „warm“ klassifizierte Daten werden innerhalb der SAP-HANA-Datenbank per Dynamic Tiering vom RAM in eine diskbasierte Ablage (extended tables) verschoben. So kann man auf diese Daten jederzeit schnell zugreifen, während der Arbeitsspeicher gleichzeitig optimal genutzt werden kann. Sporadisch benötigte, „kalte“ Daten werden in eine Nearline-Storage-Lösung wie SAP IQ (früher Sybase IQ) ausgelagert.

 

 

 

Freie Wahl des Betriebsmodells

Neu ist außerdem die freie Wahl des IT-Betriebsmodells. Der Kunde kann SAP BW/4HANA im eigenen Rechenzentrum (on Premise) installieren, über SAP HANA Enterprise Cloud (SAP HEC) als Managed-Cloud-Service nutzen oder via Amazon Web Services (AWS) als Public-Cloud-Plattform beziehen. Besonders für mittelständische Unternehmen eignet sich das SaaS-Cloudmodell, denn damit sparen sie sich die Investitionen für den Aufbau der IT-Infrastruktur für SAP BW/4HANA.

Die monatlichen Kosten für den Bezug von BW-Ressourcen aus einer Cloud, egal ob aus AWS oder SAP HEC, sind transparent und klar kalkulierbar. Die Rechenleistung kann dabei bedarfsorientiert und flexibel angepasst und nahezu beliebig nach oben skaliert werden. Das ist ein großes Plus, gerade im Hinblick auf die Verwaltung von Fremd- und Massendaten im BW, wie sie zum Beispiel bei IoT-Szenarien und Industrie-4.0-Prozessen anfallen.

SAP Fiori ersetzt SAP GUI

SAP BW/4HANA wartet darüber hinaus mit modernen Bedieneroberflächen für jede Anwendergruppe auf. Statt im SAP GUI können Entwickler die Datenmodellierung jetzt komfortabel in der Eclipse-basierten Entwicklungsumgebung SAP HANA Studio durchführen, die auch die Modellierungstools von SAP BW/4HANA beinhaltet. Administratoren erhalten einen SAPUI5-basierten Process Chain Monitor, mit dem sie ihre Aufgaben effizient erledigen können – am Desktop wie auch mobil per Smartphone oder Tablet.

Nicht mehr unterstützt wird das Front-End-Werkzeug SAP-BEx-Suite. Es wird ersetzt durch SAP-BusinessObjects-Lösungen wie SAP Design Studio für Dashboards und mobile BI, SAP Analysis for Microsoft Office für die Excel-Analyse, SAP Lumira für BI-Selfservices sowie die SaaS-Cloudlösung SAP BusinessObjects Cloud für Planung, Prognose und Analyse. SAP BW/4HANA bietet zudem offene Schnittstellen für IT-Tools von Drittanbietern, die auf den Datenbanksprachen SQL und Multidimensional Expressions (MDX) sowie dem Open Data Protocol (OData) basieren.

Umstieg mit kompetentem Partner

Ein Umstieg auf SAP BW/4HANA sollte jedoch nicht ohne die Begleitung eines Partners mit hoher Beratungs-, Prozess- und Technologiekompetenz im SAP-Umfeld in Angriff genommen werden. Nur so ist gewährleistet, dass alle bei der BW-Implementierung relevanten Aspekte berücksichtigt werden: Prozesse, Datenmodelle, Inhalte (welche Daten sind wem wo wie oft in welcher Geschwindigkeit und Semantik und auf welchem Front-End bereitzustellen) sowie Organisationsstrukturen und Verantwortlichkeiten (BICC, Fachbereich, Stabsstelle).

Ein erfahrener Beratungspartner achtet auch darauf, dass die BW-Einführung im Einklang mit der IT- beziehungsweise BI-Strategie und ihren Zielen steht. Falls nötig erarbeitet er eine solche in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden. Er unterstützt darüber hinaus die Wahl des passenden BW-Betriebsmodells (on Premise oder Cloud) und bringt das Know-how zur Weiterentwicklung einer LSA zur LSA++ mit. Ist er dann noch mit der BW-Roadmap vertraut, kann der Kunde frühzeitig von Innovationen profitieren.

Roadmap und offene Fragen

Für das vierte Quartal 2016 hat SAP für SAP BW/4HANA zum Beispiel die Auslieferung von optimiertem Business-Content für Finanzbuchhaltung, Controlling, Materialwirtschaft und Vertrieb sowie für die Versorgungsbranche angekündigt wie auch einen Spark-SQL-Adapter für die Datenintegration mit Hadoop. Ab 2017 sollen dann kontinuierlich weitere Verbesserungen wie ein automatisiertes Data Lifecycle Management (DLM) für Multi-Temperature Storage oder SAP-BW/4HANA-Analyseprozesse mit Apache Spark und Hadoop bereitgestellt werden. Des Weiteren ist eine Integration mit den Cloud-Lösungen SAP SuccessFactors, SAP Ariba und SAP Cloud for Customer geplant.

Doch es gibt noch Optimierungspotenzial und offene Fragen. So ist etwa die Integration der Unternehmensplanung elementarer Bestandteil eines Data Warehouse. Hier herrscht Nachholbedarf, denn SAP BW/4HANA bietet zurzeit keine Unterstützung für die Planungs- und Konsolidierungslösung SAP Business Planning and Consolidation (SAP BPC); der Roadmap folgend steht diese für die nahe Zukunft an.

Noch ungeklärt sind derzeit vor allem Fragen in Bezug auf die Lizenzkosten und den Schutz bestehender SAP-BW-Installationen beim Kunden (on AnyDB oder powered by SAP HANA). Höchstwahrscheinlich muss das neue BW-Produkt, das kein Bestandteil des SAP-NetWeaver-Angebots mehr ist, gesondert lizenziert werden. In Zukunft wird SAP vor allem in die Weiterentwicklung von SAP BW/4HANA investieren, alle anderen SAP-BW-Versionen werden in die Mainstream-Wartung übergehen; für SAP BW 7.5 läuft diese Ende 2022 aus.

Der Weg von SAP BW zu SAP BW/4HANA

Kunden, die von SAP BW auf SAP BW/4HANA wechseln möchten, müssen Folgendes beachten. Wer SAP BW on AnyDB nutzt, muss seine Datenbank auf SAP HANA migrieren, ein Upgrade auf SAP BW 7.5 mit Service Pack 4 durchführen (SAP BW 7.5 powered by SAP HANA) und die LSA zur LSA++ umgestalten. Kunden, die bereits SAP BW 7.3 oder 7.4 powered by SAP HANA nutzen, müssen lediglich ein Upgrade auf SAP BW 7.5 durchführen.

In beiden Fällen sollte als Zwischenschritt anschließend die Implementierung des Add-Ons SAP BW 7.5 Edition für SAP HANA erfolgen, das die nötigen Werkzeuge (Transfer Tool) zur Umstellung klassischer BW-Objekte auf für SAP BW/4HANA optimierte Objekte und Datenflüsse bereitstellt. Welche Add-Ons unterstützt werden, erläutert die SAP-Note 2189708. Nach dem Transfer aller Objekte und Datenflüsse und einem Systemcheck kann der Umstieg erfolgen. Für Neukunden kommt nur die Neueinführung von SAP BW/4HANA infrage.


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