News - T.CON Team Consulting

SAP Joule - der Game-Changer für SAP-Anwender?

SAPs KI-Assistent Joule verspricht, die Benutzererfahrung aller Business-Lösungen des Software-Anbieters von Grund auf zu verändern, die Bedienung von Anwendungen natürlicher, einfacher und effizienter zu machen und somit am Ende Geschäftsprozesse zu optimieren und spürbaren Mehrwert zu generieren. Kann das, was Joule aktuell leistet und was laut Roadmap bald möglich sein wird, dieses Versprechen einlösen? Wir haben unseren Technologie-Experten und Solution Architekten Norbert Kölbl nach seiner Meinung gefragt.

Plattling, den 31. Juli 2024

SAP Joule ist aktuell in aller Munde, Norbert, und wird von SAP gerne auf allen möglichen Veranstaltungen präsentiert. Kannst du uns erstmal erklären, was SAP Joule eigentlich genau ist, und wie er funktioniert?

Norbert Kölbl: Das stimmt, vor dem Thema kann man sich aktuell wirklich kaum verschließen. Im Kern ist SAP Joule ein KI-Assistent und Chatbot, vielleicht vergleichbar mit ChatGPT. Allerdings ist Joule tief in das SAP-Ökosystem integriert ist und kennt sämtliche SAP-Anwendungen sowie Business-Daten. Er kann das "Weltwissen" von sogenannten "Large Language Modellen" wie GPT also mit konkreten und aktuellen Geschäftsdaten verknüpfen. Joule ist jederzeit und in jeder unterstützten SAP Cloud-Lösung verfügbar, aktuell unter anderem in SuccessFactors, S/4HANA Private und Public Cloud. Die Benutzererfahrung bleibt stets konsistent, egal in welcher Anwendung man sich befindet, und sogar applikationsübergreifende Konversationen sind möglich.

Welche Fragen kann ich Joule stellen, wie kann mir der Assistent als Anwender helfen?

Norbert Kölbl: Derzeit unterstützt Joule drei Hauptinteraktionsmuster: transaktional, navigational und informational. Joule kann alle SAP-Dokumentationen abrufen, den Anwender durch verschiedene Applikationen navigieren und spezifische Buchungen oder Datenabfragen direkt ausführen. Ein viertes Muster, das analytische Interaktionen ermöglicht, wird durch die Integration von "Just Ask" aus der SAP Analytics Cloud bald hinzugefügt.

Kann ich Joule auch weiteres Wissen "beibringen", das SAP-Dokumente und -Daten übersteigt?

Norbert Kölbl: Aktuell ist das noch nicht möglich, aber sehr bald. Eine bemerkenswerte kommende Neuerung ist das sogenannte "Grounding". Joule kann mit unternehmensspezifischen Dokumenten und Datenquellen verknüpft werden, wie zum Beispiel firmenspezifischen Reiserichtlinien, die dann bei der Buchung von Geschäftsreisen berücksichtigt werden. Zudem wird es Anfang nächsten Jahres möglich sein, Joule mit eigenen Skills zu erweitern und auf diese Art und Weise auch Drittanbieter-Anwendungen zu integrieren. Dazu plant SAP den "Joule Skill Builder" zu veröffentlichen, der auf der Low-Code/No-Code-Plattform SAP Build basieren wird.

Wird Joule auch mobil verfügbar sein?

Norbert Kölbl: Ja, über die Mobile Start-App soll Joule in naher Zukunft auch mobil genutzt werden können. Auf lange Sicht soll der Assistent dann auch in weiteren mobilen SAP Apps integriert werden. Das halte ich auch für sehr wichtig, denn sprach-basierte Interfaces versprechen natürlich gerade für mobile "casual" Use-Cases großen Mehrwert.

Auch andere Software-Anbieter veröffentlichen gerade ähnliche Assistenten, wie z.B. Microsoft den Copilot. Müssen Anwender künftig mit vielen verschiedenen Assistenten "sprechen", um ihre Aufgaben erledigen zu können?

Norbert Kölbl: Die Gefahr könnte man durchaus sehen, und es würde natürlich der einfacheren Bedienung, die man mit den Assistenten anstrebt, ein Stück weit widersprechen. SAP möchte dem mit einem geplanten Feature entgegenwirken, das ich persönlich für mit am spannendsten halte: einer Integration von Joule mit dem Microsoft Copilot. De facto nutzen die meisten Unternehmen Lösungen beider Anbieter und eine gut gemachte nahtlose Integration, mit der Möglichkeit in jedem Assistenten Anfragen an den jeweils anderen starten und sogar übergreifende Konversationen und somit Prozesse abbilden zu können, kann riesengroßen Mehrwert bringen. Und zwar unabhängig von der sprach-basierten Interaktion - die Integration dieser beiden "Welten" war noch nie so einfach!

Kann Joule nicht nur Anwender unterstützen, sondern z.B. auch SAP-Administratoren und -Entwickler?

Norbert Kölbl: Ja, auch bei der Administration - z.B. von BTP-Accounts - wird Joule hilfreich sein, genauso wie auch in der Softwareentwicklung. Sei es in SAP Build Code und dem CAP-Programmiermodell, oder sogar in der klassischen ABAP-Entwicklung.

Abschließend noch die Frage: Kann Joule wirklich ein „Game-Changer“ für SAP-Anwender sein?

Norbert Kölbl: Um ganz ehrlich zu sein ist der Funktionsumfang, den Joule Stand heute (also Juli 2024) bietet, meiner Meinung nach noch nicht der "ganz große Wurf". Aber, SAP hat die richtigen Grundlagen gelegt, und geht wichtige offene Punkte, die wir vorher besprochen haben, konsequent an. Das sieht man an der Roadmap und merkt man auch bei Demos in kleinerem Kreis mit Features "frisch aus der Entwicklung". Ich denke in 2025 werden die SAP-Anwender dann einen Joule kennenlernen, der wirklich ein "Game-Changer" in der SAP-Welt sein kann und die klassischen komplexen GUI-Transaktionen endgültig vergessen lassen wird.

Wir als T.CON sind nahe an der Entwicklung dran und werden sie weiter intensiv verfolgen. Wenn Sie mehr erfahren oder Joule "live" erleben wollen melden Sie sich gerne jederzeit bei Ihrem T.CON-Ansprechpartner, einem Vertriebskollegen oder mir persönlich: norbert.koelbl@team-con.de


Kontakt
Downloads
Referenzen
Newsletter